Patrone und Heilige
Patrone und Heilige
Patrone und Heilige
Noch heute trägt die Kirche St. Petri den Namen des Kirchenpatrons, dessen Schutz sie bei ihrer Weihe im Mittelalter durch den damaligen Hildesheimer Bischof anempfohlen wurde.
Die Tradition eines Schutzpatrons geht bis in die Anfänge des Christentum zurück. Damals wurden die Christen in der Kirche allesamt als „Heilige“ bezeichnet. Wenn sie ihr Leben in besonderer Weise der Verbreitung des christlichen Glaubens widmeten, dabei vielleicht sogar den Märtyrertod starben, wurden sie als besondere Vorbilder angesehen.
Allmählich setzte sich der Brauch durch, über den Gräbern der Märtyrer Kapellen oder Kirchen zu errichten, für deren Verehrung man sich besondere Hilfe von ihnen erhoffte. Diese Gotteshäuser wurden zunächst der Dreiieinigkeit (Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist) und später meist auch der Maria geweiht, bevor sie ihrem Schutzpatron übergeben wurden.
Hauptpatron unserer Kirche ist der Apostel Petrus. Das Patronizium Petri ist zuerst in dem im Jahr 1227 beginnenden Pfarr-Register erwähnt, das die Namen aller Pfarrer von St. Petri seit 1227 enthält. Als Hauptpatron der Kirche wurde ihm auch der Hauptaltar geweiht.
Petrus war einer der Jünger Jesu, hieß ursprünglich Simon und war Fischer am See Genezareth. Er wurde später zum Wortführer der Jünger Jesu. Sein Namenswechsel wird in der Bibel mit den Worten Jesu begründet: „Du bist Simon, Jonas Sohn, du sollst Kephas heißen, das ist verdolmetscht: Fels (Petrus)“ und „Auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen.“ (Matthäus 16,18)
In der Bibel wird Petrus als fehlbarer Mensch dargestellt: So schlief er im Garten Gethsemane, zusammen mit anderen Jüngern, immer wieder ein, anstatt gemeinsam mit Jesus zu wachen und in der Nacht, in der Jesus verraten wurde, leugnete Petrus dreimal, zu Jesus zu gehören oder ihn überhaupt zu kennen. Nach Jesu Auferstehung wurde Petrus nach den Berichten des Neuen Testamentes durch seine Predigt am Pfingsttag zum Gründer der ersten Gemeinde. Wahrscheinlich ist er als Märtyrer im Jahr 64 oder 68 n. Chr. in Rom gestorben. Den ältesten Überlieferungen zufolge erlitt er den Tod auf seinen Wunsch hin indem er mit dem Kopf nach unten an ein Kreuz geschlagen wurde. Sein Grab soll sich im Petersdom zu Rom befinden.
Für alle Darstellungen des Petrus gilt vom 4. Jahrhundert an ein feststehender Typus: Petrus hat einen Rundkopf mit Backenbart und Lockenkranz. Ein oder zwei Schlüssel sind sein Attribut, Kreuzstab oder Handkreuz können ebenso wie ein Buch oder eine Buchrolle dazu kommen; gelegentlich ist auch ein Hahn mit dargestellt.
Nach einer Reliquienerwerbung wurde der Hauptaltar der Kirche im Jahr 1358 außerdem der Heiligen Euphemia als Mitpatronin geweiht.
Nach den Märtyrerlegenden erlitt sie das Martyrium, weil sie sich als gläubige Christin weigerte, dem Kriegsgott Ares zu opfern. Über ihrem Grab in Chalcedon entstand eine prächtige Basilika, in der im Jahr 451 das 4. ökumenische Konzil abgehalten wurde. Ihre Reliquien wurden von dort aus 620 nach Konstantinopel gebracht und kamen um 800 in einem Steinsarg nach Rovinj in Kroatien. Dort wurden sie zuerst in der Georgs.Kirche aufbewahrt, 1720 wurde eine ihr selbst geweihte Kirche erbaut, in der sie beigesetzt wurde und in der ihr ein Altar geweiht ist.
Das Kirchweihfest der Petrikirche wurde im Jahr 1358 auf den Namenstag der Heiligen Euphemia, den 16. September verlegt. Sie gilt als Schutzpatronin der Stadt Rovinj und für gutes Wetter und wird noch heut in der Liturgie der orthodoxen Kirche verehrt. Ihre Attribute in den Heiligendarstellungen sind das Folter-Rad und Löwenfiguren, was darauf hindeuten könnte, dass es sich bei der Figur im Säulenkapitell des Chorraums nicht um Heinrich den Löwen, sondern um die Heilige Euphemia handeln könnte. In einer Legende heisst es über ihren Tod: „Der Richter ließ Euphemia an den Haaren aufhängen, dann sieben Tage ohne Nahrung zwischen Steine pressen, aber die Steine zerfielen zu Staub, ein Engel ernährte sie. Zu wilden Tieren in die Grube geworfen, legten diese ihre Schwänze zusammen wie zu einem Stuhl, worauf sie ruhen konnte. Der Henker stürzte in die Grube, stieß ihr sein Schwert in die Seite, Euphemia starb und der Richter warf dem Henker zur Belohnung ein seidenes Kleid und einen goldenen Gürtel zu, doch ein Löwe erfasste und verschlang ihn, nur Knochen und Gürtel wurden gefunden; der Richter zerfleischte sich selbst.“
Zusätzlich zum Hauptaltar waren in St. Petri im Mittelalter auch Nebenaltäre vorhanden: So ein 1256 ein Maria geweihter Altar, der den Evangelisten Johannes als Nebenpatron besaß und in der Mitte der Kirche platziert war. In der 1406 vollendeten Seitenkapelle der Kirche wurden 1408 ein Altar der Heiligen Anna und 1411 ein weiterer Altar dem heiligen Livinus geweiht.
Die Heilige Anna, Mutter der Maria, wurde besonders im 14 und 15. Jahrhundert verehrt, verbunden meist mit dem besonderen Andachtsbild der Anna Selbdritt. Dabei wird Anna meist als ältere Frau dargestellt, die Maria als Mädchen auf dem einen Arm, das Jesuskind auf dem anderen Arm trägt oder auch beide auf ihrem Schoß sitzend hält. Oft wird sie mit einem grünen Mantel und einem roten Kleid bekleidet dargestellt; sie hat als Attribut ein Buch und gilt als Schutzpatronin der Frauen, besonders der schwangeren und Gebärenden, und der Bergleute.
Livinus (franz.: Liévin, engl.: Lieven) stammte der Überlieferung zufolge aus einem schottischen Adelsgeschlecht. Er wurde angeblich vom Heiligen Augustinus getauft und in Italien zum Priester geweiht. Nach seiner Rückkehr nach Schottland wurde er dort zum Bischof gewählt. Jahre später zog er nach Brabant, um dort Menschen zum Christentum zu bekehren. Die Bewohner Brabants sollen ihm aber schwere Misshandlungen zugefügt haben: Sie rissen ihm die Zunge heraus und enthaupteten ihn. In mittelalterlichen Darstellungen wird Livinus mit einer Zange in der Hand dargestellt.
1473 wurde in St. Petri ein Dreifaltigkeitsaltar geweiht, der die Apostel Andreas und Bartholomäus als Mitpatrone besaß. Diesen Altar veranlasste Ludolf Dankward, der um die Mitte des 15. Jahrhunderts sein Amt als Pfarrherr von St. Petri antrat und bis 1490 ausübte.
Noch heute befinden sich an der Außenmauer des östlichen Chorfensters zwei in Stein gehauene Männerköpfe, die als Darstellungen der Apostel Petrus und Paulus gedeutet werden.
Patrone und Heilige
Die Kirche St. Petri trägt noch heute den Namen des Heiligen, dessen Schutz sie bei ihrer Weihe im frühen Mittelalter anempfohlen wurde.
Im Lauf der Jahre und Jahrhundert kam die Verehrung weiterer Heiliger hinzu, die in der heute protestantischen Kirche ihre Spuren hinterlassen hat. Wir stellen einige vor.
Petrus-Figur von Jürgen Röttger, 1624
Kleine Petrusfigur an einer der Säulen im Kirchenschiff von St. Petri
Altar der Heiligen Euphemia in Rovinj, Quelle: Art. Heilige Euphemia, in: wikipedia
Figur am Kapitell der linken Säule des Chorraumes, meist als Heinrich der Löwe gedeutet, evtl. aber Darstellung der Heiligen Euphemia
Moderne Mariendarstellung im mittleren Chorfenster St. Petri
Apostelkopf an der Außenmauer des Chorraumes